Der Tanz der Kochfrauen

16.08.2015 18:17

Ploetzlich drang Gesang aus dem dunklen Innenhof aus Richtung des Kochhauses herein. Und dann kamen sie herein getanzt, die “Koch-Frauen”: singend, in langer Reihe, ihre riesigen Kochloeffel aus Holz schwingend. Ihre Kangas und Schultertuecher hatten sie elegant neu drapiert. Trillernd und lachend umtanzten sie den Tisch, zwischen unseren Beinen hindurch, und wir klatschten den Takt dazu.

Was hatten wir uns fuer Gedanken gemacht um diese Frauen! Vor dem ersten Hahnenschrei, noch im Stockdunkeln, beginnen sie, Tag fuer Tag auf drei Feuerstellen heisses Wasser zur Morgentoilette fuer uns zu bereiten. Das haben sie zuvor in grossen Eimern von der Wasserstelle bei der Schule geholt, und, nach hiesiger Frauen-Art, stolz aufgerichtet auf dem Kopf herbei balanciert. Wie alles, was sie zu unserer Versorgung brauchen: Reis in rauhen Mengen, Suess-Kartoffeln, Eier, Huehner, Weizen, Mais, Erdnuesse, und eben Wasser, Wasser, Wasser. So arbeiten sie in mehreren Schichten den ganzen Tag hindurch. Manchmal richtig schuftend, wie beim Holz machen – das haben sie in den Waeldern der Gemeinde gesammelt und wiederum auf dem Kopf hergetragen. Dann muss es der Laenge nach gespalten warden, um dann Stueck fuer Stueck in die Glut unter den Toepfen geschoben zu werden.
Manchmal geht es aber auch gemuetlich zu, wie bei der Plauderstunde auf der Wiese, waehrend in grossen, selbst geflochtenen Schalen Reis, Mais und Weizen Korn fuer Korn durchsortiert und von Spreu und Steinchen gereinigt wird.

Ab und zu duerfen wir auch ein bisschen mit machen, aber immer so, dass es nicht in Arbeit ausartet. Oder welche von uns (bevorzugt ebenfalls Frauen) duerfen mit ins Koch-Haus. Da drin ist es dann manchmal still, manchmal dringen Stimmen heraus und manchmal auch Gesang.

So arbeiten sie den ganzen Tag dafuer, uns zu bewirten. Das ist schon auch mal schwer auszuhalten, und ungute, mit Scham besetzte Assoziationen an koloniale Verhaeltnisse tauchen auf. Was denken sie wohl bei all dem und ueber uns?

Und dann singen sie ploetzlich im Zentral-Raum des Pastorats, nach einem langen und arbeitsreichen Tag, und ihre Freude an unserem da-Sein wird Tanz. Da sind alle Sorgen vergessen, und wir fallen ihnen geruehrt in die Arme.
Zum Schluss singen wir auf die Melodie “Asante sana Yesu” (“Dank sei dir, Jesus”) “Asante ki na mama” (“Danke, ihr Frauen!”), und alle klatschen begeistert dazu, waehrend die tanzenden Frauen wieder Richtung Koch-Haus verschwinden.

Andreas Baldenius