Manow: Internat und Begegnung mit Susanne und Kai Hoffmann

16.08.2015 18:21

Im Gespraech mit Kai Hoffmann wird man nachdenklich hinsichtlich der Moeglichkeit, ob Tanzania aus eigener Kraft ein “gutes Niveau” erreichen kann. Jedenfalls, wenn man Massstaebe unserer westlichen Kultur des “globalen Nordens” anlegt. Seine Erfahrungen mit der Sanierung der Internats-Schule in Manow und ihrer Entwicklung, nachdem er das Buero des “Head-Master” verlassen hatte, stellen ernste Fragen.

Vorsichtiger formuliert seine Frau Susanne: “ Menschen sind einfach unterschiedlich. Die Erfahrungen im Kultur-fremden Tanzania lehren mich das auch fuer den eigenen Kontext.” So wird auch fraglich, ob es richtig ist, eigene Massstaebe an die “Entwicklung” Anderer anzulegen.

Was kann ueberhaupt Massstab sein? Wenn es soetwas wie “Glueck” ist, dann geht es Menschen in Tanzania wie in Deutschland gut. Und es geht Menschen in Tanzania wie in Deutschland schlecht.
Sicherlich ist es zynisch, die schockierende Armut vieler Tanzanier zu romantisieren mit dem Hinweis auf ihre sprichwoertliche Froehlichkeit und Unbeschwertheit.
Das Unglueck aber, das die “Volkskrankheit Depression” in all unserem Wohlstand ausloest, darf ebensowenig uebersehen warden. Oder die gesundheitlichen Folgen von Ueber- und Fehl-Ernaehrung, die bis zu 70% des Patienten-Aufkommens in unseren Krankenhaeusern ausmachen.
Und was sagt die Kinderarmut unserer Gesellschaft ueber “Glueck” in unserer Kultur?

Das Internat ist immer wieder in wirtschaftlichen Turbulenzen, weil nicht nach oekonomischen Gesichtspunkten verfahren wird, die uns selbstvestaendlich erscheinen. Im Moment aber laeuft es wohl ganz gut – nach unseren Kriterien.
Irritierend war gleichwohl, dass wir nur zwei Klassen gefunden haben, in denen Lehrer waren. Der Rest des Kollegiums nahm ein einer Beerdigung in  Tukuyu teil. Die anderen Klassen wiederum arbeiteten ohne Lehrer – oh Wunder – ruhig und konzentriert in ihren Heften.

Andreas Baldenius